Musical-Besucher erleben ein Wechselbad der Gefühle

„Ich hab‘ Fragen … ich möcht‘ so gern versteh’n“ könnte als Motto über dem stehen, was das dokumentarische Musical „Die Neue Normalität“ am Sonnabend in der Malchower Kirche aufzuzeigen versuchte. Von Traurigkeit bis Gemeinschaftsgefühl, von Theaterbesuch bis Supermarktkasse, von Politikerplapper bis Wirklichkeitswirbel reichten die authentischen Zeitzeugnisse aus den Jahren 2020 bis 2022, die in einzelnen Szenen zur Sprache kamen.

„Eine gute Aufarbeitung – gut gegen das Vergessen“, meinte eine Zuschauerin spontan nach dem ersten Akt. Auch die Darstellungen im zweiten und dritten Akt ließen das Publikum ein Wechselbad der Gefühle erleben, das bei den meisten aus der Feststellung „Ja, so war’s“ herrührte. Zu denen, die bei dem Lied „Wir sind hier. Wir wollen wieder beieinander sein…“ aufsprangen und mitsangen und –tanzten, gehörte Heike Reinhold aus Wallmow. „Das haben wir zweimal in Berlin und einmal in Prenzlau gespielt. Ich habe es zuerst in Frankreich gehört, es ist durch Europa gegangen, vielleicht sogar die ganze Welt“, erzählt sie. Dass die Instrumentalisten des Musicals Band- oder Bühnenerfahrung haben, meinte sie in deren Zusammenspiel zu hören, fand aber besonders schön, dass Professionelle und Laien darin gemeinsam singen. „Klar, im Theater wäre alles anders beleuchtet, die Übergänge der Szenen wären damit anders gestaltet“, fand sie und lobte gleichzeitig, wie mit gut komponierter Musik Umbauzeiten überbrückt wurden. Und Marion Rau aus Klaushagen war besonders angerührt von der Stimmung am Schluss, dem Verbundenheitsgefühl der Akteure untereinander und mit dem Publikum. „Das war, als ob es da zum Ensemble gehören würde.“

Die Musical-Autorin Prof. Bärsten war vor diesem ersten Auftritt außerhalb von Berlin und Umgebung doch sehr aufgeregt, ob es wohl auch in der Uckermark funktionieren würde. Besonders mit einem neuen Lied über das Sterben des Kulturlebens, das hier Bühnenpremiere hatte. Über „Auge-in Auge-Signale des Zuhörens“, freute sie sich. Ihr Partner aus dem Duo Prof. Bärsten & Jo, mit dem sie zu zweit auf Demonstrationen begonnen hatte zu singen, meinte: „Es ist ja nie vorhersehbar. Aber mit dem Sprechchor von der Empore, mit der Aufbruchsstimmung am Schluss war zu merken: Der Funke sprang über.“

www. die-neue-normalitaet-musical.de

(Ines Baumgartl, Uckermark Kurier, 20.03.2023)